Stress verursacht Kopfschmerz

Stress – was ist das eigentlich?
Das Wort „Stress“ wurde vor etwa 50 Jahren von Wissenschaftlern zum ersten Mal in der Bedeutung benutzt, in der wir es heute kennen. Einer der Forscher, Hans Selye, beschrieb Stress ganz allgemein als eine „Reaktion unseres Körpers auf Anforderungen“. Heutzutage empfinden wir Stress als Zustand unter starker Belastung, besonderer Anspannung oder auch Zeitmangel. Dabei entsteht Stress nicht nur durch besonders große Ereignisse. Auch viele „Kleinigkeiten“, die uns im Alltag passieren, können „stressig“ sein.

Elektronischer Stress

Viele von uns sind heute fast immer und überall erreichbar. Egal, ob Wichtiges oder Nebensächliches zu berichten ist, ständig meldet sich das Smartphone, oder der Computer zeigt neue Nachrichten an. Das geschieht nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit. Wir sind oft der Meinung, wir könnten etwas verpassen. Deshalb sorgen wir dafür, dass dauernd Informationen bei uns eintreffen. Und wir glauben, möglichst auch direkt darauf antworten zu müssen. Unbemerkt geraten wir dabei in einen andauernden Arbeitszustand. Wir können dann im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr „abschalten“.

Stress erzeugt Kopfschmerz

Jeder Mensch erlebt Stress anders. Auch die Empfindlichkeit gegenüber diesem Zustand ist nicht bei allen gleich. Eines aber scheint bei allen, die von Stress geplagt werden, ähnlich zu sein: Er wirkt sich stark auf unser Wohlbefinden aus. Eine Folgeerscheinung der verschiedensten Arten von Stress ist der Kopfschmerz.

Kopfschmerz gilt nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine der „am stärksten behindernden Erkrankungen“ überhaupt. Der Begriff „behindernd“ bezieht sich auf die Tatsache, dass Kopfschmerz nicht nur unsere tägliche berufliche Arbeit stark beeinträchtigen kann, sondern oft auch dafür verantwortlich ist, dass wir in der Freizeit kein ausreichendes Maß an wirklicher Entspannung und Erholung bekommen.

Forschung zu Stress und Kopfschmerz

Die Zahl der wissenschaftlichen Untersuchungen zu Stress und Kopfschmerz ist groß. Auf den unterschiedlichsten Wegen versucht man, der genauen Entstehung von Stress und seiner Wirkung auf die Menschen auf die Spur zu kommen. Hierzu werden beispielsweise freiwillige Versuchsteilnehmer Stress verursachenden Situationen ausgesetzt, und man beobachtet, wie sie sich daraufhin verhalten. Daraus gewinnen die Forscher wertvolle Hinweise, wie die Bewältigung von Stress abläuft.

Wichtige Kopfschmerzrisiken am Arbeitsplatz

Vor allem zwei Gruppen von Ursachen begünstigen Kopfschmerzen in diesem Umfeld: Die erste Gruppe könnte man mit dem Begriff „Arbeitszufriedenheit“ umschreiben. Vor allem das Gefühl der Überforderung gehört dazu, außerdem Termindruck, Enttäuschungen, Ärger mit Kollegen oder auch insgesamt ein gereiztes Arbeitsklima. Als Folge tritt häufig Kopfschmerz vom Spannungstyp auf.

Eine zweite Gruppe betrifft mehr das körperliche Befinden. Beispielsweise im Büro sitzen wir oftmals über Stunden hinweg in anstrengender Körperhaltung. Dabei kann sich die Muskulatur im Bereich von Schulter und Nacken verspannen, auch die Halswirbelsäule wird belastet. Aber nicht nur am Schreibtisch, auch bei anderen Arbeiten nehmen wir manchmal eine unnatürliche, verbogene Haltung ein, die Verspannungen und schließlich Kopfschmerz nach sich zieht.

Wirtschaftliche Folgen von Kopfschmerz

Kopfschmerz verursacht in der berufstätigen Bevölkerung erhebliche wirtschaftliche Folgen. Vor allem die dadurch entstehenden Fehlzeiten schlagen jedes Jahr mit Kosten in Milliardenhöhe zu Buche. Ein beträchtlicher Teil davon geht auf das Konto von stressbedingten Belastungen. Außerdem verursacht der Kauf von Kopfschmerzmedikamenten den Betroffenen erhebliche Kosten, die in der Regel von den Krankenkassen nicht erstattet werden.

Guter Schlaf hilft

Die Entstehung von Stress und Kopfschmerzen wird auch dadurch beeinflusst, ob wir ausreichend und erholsam schlafen. Vor allem Menschen, die von Migräne geplagt werden, sollten darauf achten, dass sie möglichst regelmäßig zu den gleichen Zeiten zu Bett gehen und aufstehen. Zu wenig Schlaf gilt für viele Kopfschmerz-Betroffene als wichtiger Auslöser für ihre Beschwerden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass sich Schlafmangel, schlechter Schlaf, stressreicher Tagesablauf und nicht zuletzt berufliche Sorgen gegenseitig verstärken können. Kaum verwunderlich, dass häufig Kopfschmerz die Folge ist.

Weniger Stress!

Die Verminderung von Stress am Arbeitsplatz und in der Freizeit ist ein Vorhaben, an dem die betroffenen Beschäftigten selbst mitarbeiten müssen, wenn es Erfolg haben soll. Unter anderem muss man die eigene Zeit besser unter Kontrolle bringen. Wichtig ist es auch, sich nicht selbst zu überfordern, regelmäßige Pausen einzulegen und vernünftige Zeiträume für seine Vorhaben einzuplanen, sonst beginnt der Stress schon mit dem ersten Arbeitsschritt. Und wenn etwas nicht wie vorgesehen läuft, sollte man das mit mehr Gelassenheit betrachten, den Grund dafür nicht immer nur bei sich selbst suchen und sich nicht unnötig unter Druck setzen. Dadurch verbessert man auf jeden Fall seine Möglichkeiten, ohne stressbedingten Kopfschmerz durch den Tag zu kommen.

  • Quellenangaben
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