Erholsamer Schlaf hilft, 
Migräneattacken zu vermeiden

Eine wichtige Empfehlung lautet: Wenn man unter Migräne leidet, sollte man möglichst immer zur gleichen Zeit schlafen gehen und aufstehen. Dies gilt auch für Wochenenden. Für die Schlafdauer gelten etwa sieben Stunden als gutes Maß. Warum ist das wichtig?

Die Antwort liefert ein Blick auf die Tätigkeit unseres Gehirns: Während das Gehirn arbeitet, fallen Abfallstoffe an. Einige davon können schädlich sein und müssen entsorgt werden. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Eiweißstoffe, die fehlerhaft sind oder nicht mehr benötigt werden. Ihr Abtransport ist für das Gehirn von lebenswichtiger Bedeutung. Experten schätzen, dass pro Tag in unserem Gehirn Rückstände in einer Menge von mehreren Gramm anfallen. Deshalb ist ihre Beseitigung eine große Aufgabe. Sie wird mit der Hilfe von feinen Kanälen bewältigt, die um die Blutgefäße herum angeordnet sind. Hier befindet sich eine besondere Flüssigkeit, die Abfälle aufnimmt. Diese werden dann über den Blutkreislauf entsorgt.

Warum benötigt unser Gehirn solch eine Müllentsorgung?

Die Zellen des Gehirns gehören zu den aktivsten Zellen unseres Körpers überhaupt. Zugleich sind sie besonders empfindlich gegenüber Gift- und Abfallstoffen. Weil das Gehirn die meisten Abfallstoffe nicht selbst abbauen kann, hat sich in hier eine besonders wirksame Prozedur entwickelt, mit deren Hilfe diese Stoffe schnell aus dem Gehirn entfernt werden. Den Rest der Müllbeseitigung übernehmen dann Leber und Nieren.

Die Entsorgung der Abfallstoffe spielt sich vor allem nachts ab. Schlafen wir zu wenig, kann dieser Vorgang nur unzureichend ablaufen. Die schädlichen Stoffe reichern sich an und können Kopfschmerzen verursachen. Deshalb ist es klar, wie wichtig der Schlaf für das problemlose Arbeiten unseres Nervensystems ist – sei es für den Job oder die Freizeit. Hierin zeigt sich einmal mehr die Besonderheit des Gehirns.

  • Quellenangaben
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    • Spektrum der Wissenschaft Dossier: Gehirn und Geist, Spektrum Verlag, Heidelberg, 2012.
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