Schlafqualität und Spannungskopfschmerz

Den meisten Menschen ist aus täglicher Erfahrung bewusst, dass der Schlaf sich unmittelbar auf unser Wohlbefinden auswirken kann. Er spielt auch beim Kopfschmerzgeschehen eine Rolle. Denn nicht nur die Dauer der Nachtruhe ist ausschlaggebend, sondern auch, wie gut oder schlecht wir schlafen. Wacht man des Öfteren nachts auf oder findet man überhaupt nicht zur Ruhe? Ist das Atmen unregelmäßig oder von lautem Schnarchen begleitet? Viele Begleitumstände spielen eine Rolle, wenn es darum geht, ob wir morgens erholt erwachen oder ob wir uns wie gerädert fühlen und matt und zerknirscht aus den Federn kriechen. Kommt zu alledem noch Kopfschmerz hinzu, würde man am liebsten wieder im Bett verschwinden.

Viele Menschen sind betroffen

Der Kopfschmerz vom Spannungstyp kommt in der Bevölkerung besonders häufig vor. Vielleicht ist das der Grund, warum diese Art des Kopfschmerzes im Gegensatz zur Migräne weniger im Interesse der Forschung steht. Er wird offenbar von vielen eher als alltägliche Begleiterscheinung und weniger als eigenständige Erkrankung wahrgenommen. Trotzdem besteht immer die Gefahr, dass der Kopfschmerz irgendwann regelmäßig auftritt. In der Medizin spricht man dann von einer chronischen Erkrankung. Nach Schätzungen von Fachleuten könnte das für etwa drei Prozent der Bevölkerung eine Gefahr darstellen. Was als Prozentzahl eher nach wenig klingt, betrifft allein in Deutschland fast eine Million Menschen. Dauerhafter Kopfschmerz stellt eine starke Behinderung im Arbeitsalltag und in der Freizeit der Betroffenen dar.

Was sind die Gründe?

Unter den besonders starken Auslösern für Kopfschmerz vom Spannungstyp werden in vielen Untersuchungen Schlafstörungen genannt. Oft sind sie der Grund für gelegentlich auftretenden Kopfschmerz. Doch zeigt sich: Wer über längere Zeit hinweg schlecht schläft, läuft Gefahr, dass sich aus den hin und wieder vorkommenden Beschwerden ein chronischer Kopfschmerz entwickelt, der nur schwer in den Griff zu bekommen ist und schließlich ein ernstes Gesundheitsproblem darstellt.

Die häufigsten Störungen

Der Oberbegriff „Schlafstörungen“ fasst eine Reihe unterschiedlicher Erscheinungen zusammen. Dazu zählen beispielsweise das Schnarchen, das nächtliche Zähneknirschen oder auch das zeitweilige Aussetzen der Atmung während des Schlafens, in medizinischer Sprache als „Schlafapnoe“ bezeichnet. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass gestörter Schlaf und Kopfschmerz sich in beide Richtungen beeinflussen. Das bedeutet, beide Sachverhalte wirken sich auf den jeweils anderen aus. Das Problem lautet also: Schlafprobleme kommen häufig bei Patient:innen mit Spannungskopfschmerz vor, und umgekehrt klagen Kopfschmerzbetroffene oft über Schlafprobleme.

Wenn im Schlaf der Atem aussetzt

Das Thema Schlaf und Kopfschmerz ist eng verknüpft mit den nächtlichen Atemaussetzern. Es handelt sich dabei um ein vorübergehendes Ausbleiben der Atemtätigkeit während des Schlafens. Davon sind zwei bis vier Prozent der Bevölkerung betroffen. Bei vielen Patient:innen kommt es infolge dieser Atemstörung zu einem morgendlichen Aufwachkopfschmerz. Wissenschaftlich scheint der Zusammenhang inzwischen erwiesen zu sein. Forschende fanden auch heraus, dass die Stärke des Aufwachkopfschmerzes als besonders heftig empfunden wurde, je öfter sich bei den Patient:innen Atemaussetzer vorkamen und je länger diese dauerten. Darüber hinaus birgt die unregelmäßige Atmung weitere Gesundheitsgefahren. Das Herz-Kreislauf-System wird belastet, so dass die Entstehung von Herzerkrankungen begünstigt wird. Auch das Infarktrisiko steigt.

Was verschafft Linderung?

Ein Weg zur Bekämpfung des Aufwachkopfschmerzes ist der Gebrauch einer Atemmaske, durch die dem Patient:nnen Atemluft unter leicht erhöhtem Druck verabreicht wird. Das verhindert bei den meisten Betroffenen die Atemstillstände und verbessert die Schlafqualität. Oft verschwinden dadurch auch die morgendlichen Kopfschmerzen. Allerding empfinden viele Patient:innen das Tragen einer Atemmaske als unbequem, so dass diese Maßnahme meist nur das letzte Mittel für eine Linderung der Beschwerden darstellt.

Grundlage täglichen Wohlbefindens

Wie wichtig guter Schlaf für Gesundheit und Wohlbefinden ist, kann kaum überschätzt werden. Das liegt vermutlich daran, dass unser Organismus im Schlaf viele Prozesse durchläuft, die es ihm ermöglichen, erholt und gestärkt in den neuen Tag zu starten. Nur so kann man immer wieder neue Sinneseindrücke aufnehmen und verarbeiten oder für körperliche Arbeit gerüstet sein. Nach sieben bis acht Stunden erholsamer Nachtruhe und mit frischem Kopf lassen sich die täglichen Anstrengungen hervorragend bewältigen. Und diese sorgen nebenbei dafür, dass wir abends erneut in einen gesunden Schlaf sinken. Wer herausfinden möchte, welchen Einfluss Schlafrhythmus und -qualität auf das eigene Kopfschmerzgeschehen haben, kann sein Schlafverhalten dokumentieren. Das geht z.B. mithilfe eines Schlaftagebuchs oder mit der Kopfschmerzwissen-App , die neben dem Schlaf und anderen für den Kopfschmerz wichtigen Faktoren auch die einzelnen Kopfschmerzereignisse dokumentiert. Die/der Nutzer:in kann so herausfinden, welchen Zusammenhang es bei ihr/ihm persönlich zwischen dem Schlaf und dem Auftreten von Kopfschmerzen gibt.

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