Kopfschmerzen durch Corona-Schutzmasken? Was wir darüber wissen

Zwar stellen Atemschutzmasken nach wie vor eine effektive Maßnahme zum Schutz vor Coronaviren dar, doch belegen zahlreiche Studien, dass mit ihrem Tragen auch Begleiterscheinungen einhergehen können, die die körperliche Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Gerade für Klinik- oder Pflegemitarbeiter*innen hat sich seit dem Aufkommen der COVID-19-Pandemie die Tragezeit einer Maske stark erhöht. Vor diesem Hintergrund legen wir im aktuellen Beitrag den Fokus darauf, inwieweit das Tragen von Schutzmasken Kopfschmerzen hervorrufen kann.

Dass das Tragen des sogenannten Mund-Nasen-Schutzes Ansteckungen mit dem Coronavirus wirksam verhindern kann, ist inzwischen hinreichend belegt. ‚Corona-Schutzmasken‘ gehören damit in das Repertoire jener Maßnahmen, die wir sinnvollerweise zur Eindämmung der weltweiten COVID-19-Pandemie ergreifen (der Begriff „Pandemie“ leitet sich her von den altgriechischen Wörtern pan, ‚gesamt, umfassend, alles‘ und dēmos, ‚Volk‘ und beschreibt eine „zeitlich begrenzt auftretende, weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen“). Über die Frage, ob das Tragen einer Maske auch gesundheitliche Nachteile mit sich bringen kann, wird seit Beginn der nun schon Jahre andauernden weltweiten Erkrankungswelle diskutiert. Dieser Beitrag legt den Fokus auf die Kopfschmerzen und stellt den aktuellen Wissensstand zur Frage dar, inwieweit das Tragen von Schutzmasken Kopfschmerzen hervorrufen kann.

In Kliniken und Pflegeeinrichtungen wurde dazu geforscht In Kliniken und Pflegeeinrichtungen wurde dazu geforscht

Auch wenn inzwischen die ‚Maskenpflicht‘ in vielen Lebensbereichen aufgehoben wurde, ist es beileibe noch nicht allen Menschen vergönnt, ihren Alltag maskenfrei zu bestreiten. Einige Berufsgruppen können ihrer Arbeit nur dann sicher nachgehen, wenn sie dauerhaft eine Corona-Schutzmaske tragen. Dies tun sie zum Teil über viele Stunden täglich und bei starker körperlicher Beanspruchung. Welche Folgen diese Zusatzbelastung mit sich bringt, wurde eingehend erforscht. Besonders im Fokus waren dabei Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Dort war für die einschlägigen Berufsgruppen (medizinisches Personal inkl. Pflege) schon vor COVID-19 meist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes unumgänglich. Seit dem Aufkommen des Virus haben sich die täglichen ‚Tragezeiten‘ um ein Vielfaches erhöht. Dieser Umstand bleibt für viele Mitarbeitende nicht folgenlos.

Reduzierte Leistungsfähigkeit bei allen Beteiligten

Als eine allgemeine Begleiterscheinung des Tragens von Schutzmasken ist zunächst die Verminderung der körperlichen Leistungsfähigkeit zu nennen. Das gilt auch für völlig gesunde Menschen, die etwa im Pflegedienst von Krankenhäusern oder Alteneinrichtungen tätig sind. Welches Ausmaß die Beeinträchtigungen erreichen können und wie sie zustande kommen, wurde nun in einer Untersuchung am Universitätsklinikum Leipzig beleuchtet. Die Teilnehmenden trugen entweder keine Maske, eine leichte OP-Maske oder die mit „FFP2“-Zertifizierung versehene Ausführung. Alle unterzogen sich dabei verschiedenen Tests wichtiger Körperfunktionen wie etwa Herz und Kreislauf, Atmungssystem und Stoffwechsel.

Es zeigte sich, dass die Leistungsfähigkeit, vor allem im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-System und die Atmung, durch das Tragen einer Maske deutlich reduziert wurde, und zwar unabhängig vom Maskentyp. Beeinträchtigt war besonders das Atmen. Das Atemvolumen war ebenso vermindert wie die Geschwindigkeit beim Ein- und Ausatmen. Auch war den Maskenträger*innen nur eine geringe Kraftentfaltung möglich. Zudem gaben die Teilnehmer*innen an, sich in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt zu fühlen. Diese Befunde bestätigen, so die Wissenschaftler*innen, die von vielen Berufstätigen geschilderte Einschränkung der Leistungsfähigkeit beim ständigen Tragen einer Maske.

Kopfschmerzen durch Atemschutz

Die beeinträchtigte Versorgung mit Sauerstoff dürfte auch der Hauptgrund für ein weiteres Problem sein, das bei vielen Menschen auftritt, die beruflich zum Tragen einer Maske verpflichtet sind: Kopfschmerzen. Als Großverbraucher von Sauerstoff reagiert unser Gehirn auf eine eingeschränkte Versorgung sehr empfindlich. Dies erklärt, weshalb viele Pflegemitarbeiter*innen aufgrund des erschwerten Atmens vermehrt unter Kopfschmerzen leiden. Durch die Maske wird der Gasaustausch gestört: Zu viel Kohlendioxid, das eigentlich ausgeatmet werden soll, verbleibt im Körper oder reichert sich unter der Maske an. Der folgende Atemzug liefert das, was es eigentlich zu vermeiden gilt: ‚schlechte‘ Luft, d.h. Luft, die zu wenig Sauerstoff enthält. So kann sich der Sauerstoffgehalt im Blut gegenüber der freien Atemtätigkeit um 20% vermindern. Dauert dieser Zustand an, antwortet unser Gehirn vermehrt mit Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Vergesslichkeit.

Neben der Leipziger Untersuchung gibt es eine Reihe weiterer Erhebungen mit vergleichbaren Resultaten. Die Übersichtsarbeit einer österreichischen Forscher*innengruppe fasst einige wichtige Befunde zusammen. Dabei zeigen sich klare Übereinstimmungen, was die Folgen des Maskengebrauchs für die Beschäftigten in der Pflege betrifft.

So berichten etwa Forscher*innenteams aus Italien, Portugal, Singapur, Österreich oder der Türkei davon, dass bei vielen Beschäftigten ohne vorherige Kopfschmerzbeschwerden während der Maskenpflicht im Lockdown Kopfschmerzen erstmals neu auftraten. Bei Mitarbeiter*innen mit vorbestehenden Kopfschmerzen verschlimmerte sich die Symptomatik bei etwa einem Drittel. Insgesamt zeigte sich bei allen Pflegenden ein starker Anstieg der Zahl an Kopfschmerztagen. Die Beschwerden traten häufig innerhalb von 60 Minuten nach Anlegen des Schutzes auf und waren bei den meisten Betroffenen bereits 30 Minuten nach dem Ablegen verschwunden.

Bei Migräne wurde im Zuge der Maskenpflicht eine Verschlechterung bezüglich Attackenhäufigkeit, Dauer und Stärke der Schmerzen bei nahezu 60% der Betroffenen beschrieben. Im gleichen Umfang stieg der Konsum von Schmerzmitteln. Offenbar leiden Migränebetroffene besonders stark unter der Verschlimmerung ihrer Beschwerden durch die Schutzausrüstung am Arbeitsplatz.

Kann man aktiv vorbeugen?

Kommen wir zurück zu den Leipziger Wissenschaftler*innen. Sie sind der Meinung, dass man aus den Resultaten durchaus Folgerungen für das Arbeitsleben ableiten kann. Menschen, die bei anstrengenden Tätigkeiten eine Maske tragen, sollten unbedingt öfter Pausen einlegen als es bislang vielerorts gängige Praxis ist. Diese Auszeiten ohne Maske, möglichst an der frischen Luft und mit gezieltem, tiefem Durchatmen, können dem Blut wieder Sauerstoff zuführen. Darüber hinaus kann man die verspannte Muskulatur mit Bewegungsübungen auflockern und für den weiteren Einsatz ertüchtigen. Auch sollten gerade für die kalte Jahreszeit wirksame Lüftungspläne erarbeitet werden.

Überall dort, wo man nicht auf das Tragen von Masken verzichten kann oder will, sollten Ausgleichskonzepte wie regelmäßige ‚Atempausen‘ diese Maßnahme begleiten. Aus der Gesamtsituation rund um Corona erwächst außerdem eine weitere Handlungsanweisung: Wir alle sind gehalten, die Vorsichtsmaßnahmen ernst zu nehmen, damit das Pflegepersonal über die jetzt schon enorme Belastung hinaus nicht noch stärker in Mitleidenschaft gezogen wird.

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