Kopfschmerzen im Arbeitsalltag

Kopfschmerzen im Arbeitsalltag sind weit verbreitet, weil Überlastung, Zeitdruck oder auch eine hektische Umgebung am Arbeitsplatz inzwischen bei vielen von uns nahezu selbstverständlich geworden sind. Verstärkend kommt oft noch hinzu, dass wir die Zeiten, in denen wir uns eigentlich erholen sollten, ebenfalls mit Tätigkeit anstelle von Ruhe anfüllen. Dadurch schaukelt sich die Anstrengung hoch, und Kopfschmerz wird für so manchen Beschäftigten zum ständigen Begleiter.

Die Ursachen sind vielfältig

Will man die Ursachen für Kopfschmerzen benennen, so denkt man zunächst natürlich an die nahe liegenden Umstände, die einem aus dem eigenen, täglichen Erleben im beruflichen Alltag bewusst und gegenwärtig sind: Die Arbeit stapelt sich, man weiß kaum, was man als Nächstes anpacken soll, die verfügbare Zeit schmilzt dahin wie Butter in der Sonne, und zu alledem fragt der Chef noch, ob man nicht noch dies oder jenes „mal eben dazwischen schieben“ könne, es sei „echt dringend“. In solchen Momenten kann es durchaus sein, dass sich Kopfschmerzen einstellen, weil man die vielen Anforderungen nicht mehr sortieren und schon gar nicht verarbeiten kann. Derartige Überforderungen sind keineswegs auf Bürotätigkeiten beschränkt, sondern kommen in vielen beruflichen Umgebungen vor.

Aber es gibt im Arbeitsleben auch Einwirkungen, die man auf den ersten Blick nicht erkennt oder auch dem Krankheitsbild Kopfschmerzen nicht unbedingt zuordnen würde. Hierzu gehören beispielsweise Verspannungen der Muskulatur am Rücken oder im Nacken, die dadurch zustande kommen, dass man lange in einer anstrengenden Haltung am Schreibtisch sitzt oder in der Werkstatt versucht, in krummer Haltung einem Problem auf die Spur zu kommen. Es kann sogar passieren, dass man solche Fehlhaltungen über längere Zeit hinweg gar nicht wahrnimmt, bis Kopfschmerzen einen darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt.

Weitere Gefahrenquellen stellen die Beleuchtung des Arbeitsplatzes und – falls man am Bildschirm tätig ist – die Einstellung des Monitors dar, der in etlichen Fällen womöglich noch nie korrekt justiert wurde, so dass sich die Augen dauernd übermäßig anstrengen müssen. Auch das können Auslöser von Kopfschmerzen sein, derer man sich nicht täglich bewusst ist. Zudem kann eine Grunderkrankung wie Bluthochdruck, die vielleicht überdies noch unerkannt ist, dazu beitragen, dass alle bisher genannten Risikofaktoren in ihrer Wirkung verstärkt werden. Im Fall der Migräne kann ebenfalls eine körpereigene Gefahrenquelle wirksam sein: viele Patienten sind durch ihre erbliche Veranlagung besonders anfällig für Migräneattacken. Gerade für sie stellen die oben genannten Auslöser ernste Gefahren dar.

Hinzu kommen die Wohlstandsdrogen Alkohol und Nikotin, die auch im Bezug auf Kopfschmerzen eine unrühmliche Rolle spielen. Darüber, ob auch die Wetterlage, die von vielen Betroffenen als ursächlich für ihre Beschwerden genannt wird, tatsächlich als Ursache für Kopfschmerzen infrage kommt, wird in der Wissenschaft lebhaft gestritten.

Vorbeugung und Abhilfe

Vorbeugung ist bei Kopfschmerzen sicher sinnvoll und oft auch vergleichsweise einfach möglich. So raten Experten dazu, die eigene Sitzhaltung beim Arbeiten zu überprüfen. Auch die Einstellungen des Bildschirms sind gegebenenfalls zu verbessern. Zudem muss man darauf achten, dass der gesamte Arbeitsplatz auf die eigene Körpergröße und den Bewegungsradius eingerichtet ist.

Daneben ist es wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Zwei Liter täglich sollten es schon sein, deutlich mehr, wenn man sportlich aktiv ist. Kaffee oder Alkohol zählen dabei nicht zu den Getränken der ersten Wahl. Ideal dagegen sind Mineralwasser, Tees und, in Maßen, Fruchtsaftschorle.

Ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit Kopfschmerzen ist auch die Ernährung. Abwechslungsreich sollte sie sein und breit über den Tag verteilt. Weil die stetige ausreichende Energieversorgung sehr wichtig ist, bietet es sich an, stets Vollkornprodukte in die Mahlzeiten einzubeziehen, weil diese über längere Zeit die Energie liefern, die unser Gehirn benötigt. Für Obst und Gemüse gibt es so gut wie keine Einschränkungen. Für den Fleischverzehr gilt, was bereits vielerorts in der öffentlichen Diskussion genannt wird: weniger ist mehr. Dafür auf gute Qualität zu achten, ist sicher hilfreich. Alle diese Tipps lassen sich mit ein wenig Geschick auch im Berufsalltag beherzigen, sei es durch sorgfältige Auswahl in der Kantine oder mithilfe selbst mitgebrachter Speisen. Nicht nur, aber besonders hier, sind ein bunter Salat mit einem belegten Vollkornbrötchen und einem Joghurt oft die bessere Wahl als das Schnitzel mit Sahnesoße.

Auch das hilft: Bewegung und guter Schlaf

Häufig erzielen kopfschmerzgeplagte Menschen dadurch Linderung, indem sie leichten Ausdauersport betreiben. Dieser löst Verspannungen, lockert die Muskulatur und macht den Kopf frei. Gut geeignet sind Radfahren oder Schwimmen, aber Manchen tut auch leichtes Lauftraining gut. Es gilt: Man muss sich dabei wohlfühlen und darf sich nicht überfordern. Jeder stellt dabei selbst schnell fest, was ihm guttut.

Genauso wichtig ist regelmäßiger und ausreichender Schlaf. Forscher haben herausgefunden, dass etwas mehr als sieben Stunden für die meisten von uns ein gutes Maß darstellen. Für Migränepatienten gilt dabei besonders, dass sie stets zur gleichen Zeit zu Bett gehen und aufstehen sollten.

Mach mal Pause

Überhaupt ist es bei Kopfschmerzen am Arbeitsplatz wichtig, Pausen einzulegen, kurz ab- oder besser: umzuschalten. Aufstehen, sich recken, herzhaft gähnen, für ein paar Atemzüge das Fenster öffnen, eine Handvoll Kniebeugen, ein paarmal um den Schreibtisch laufen, leichte Gymnastikübungen – der Vorstellungskraft sind kaum Grenzen gesetzt. In wenigen Minuten kann man dem Körper etwas Ausgleich und dem Kopf sogar entspannte Momente verschaffen. Ein paar solcher Auszeiten über den Arbeitstag verteilt wirken keine Wunder, aber sie können dabei helfen, dass in Ihrem persönlichen Arbeitsleben Kopfschmerzen von einer häufigen Plage zu einer Seltenheit werden.

  • Quellenangaben
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    • Internet:
    • Website der Schmerzklinik Kiel, http://www.schmerzklinik.de/
    • abgerufen am 11.4.2019